Stadt Lengenfeld

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Tischendorfstadt Lengenfeld

Der bekannteste Sohn der Stadt Lengenfeld, Constantin von Tischendorf (1815 – 1874) hinterließ Überragendes zur wissenschaftlichen Sicherung des Bibeltextes. An ihn wird an der Stelle seines Geburtshauses, im Stadtmuseum sowie an verschiedenen Stellen der Stadt erinnert.

Konstatntin von Tischendorf um 1870
Konstantin von Tischendorf um 1870

Neun Jahre seines Lebens widmete Tischendorf der Suche nach alten Bibelhandschriften. Er bereiste Europa, Russland und den Orient, letzteren sogar dreimal, um in den Bibliotheken wertvolle Manuskripte aufzuspüren.

Bereits 1841 veröffentlichte er seine wissenschaftliche Ausgabe des Neuen Testaments, das Novum Testamentum Graece. Insgesamt brachte Tischendorf im Laufe seines Lebens 24 Editionen des Neuen Testaments heraus.

Einen seiner bedeutendsten Funde machte er 1844 im Katharinenkloster auf dem Sinai. Dort entdeckte er Blätter einer griechischen Bibelhandschrift aus dem Jahr 350 n. Chr., die heute als Codex Sinaiticus bekannt ist. Einige dieser Blätter durfte er mitnehmen – sie befinden sich heute in der Universitätsbibliothek Leipzig.

Auf seiner zweiten Orientreise kehrte Tischendorf 1854 zum Katharinenkloster zurück, fand jedoch nur ein kleines Bruchstück des Codex Sinaiticus. Der Durchbruch gelang ihm erst bei seiner dritten Reise, die er mit Unterstützung des russischen Zaren unternahm: Dort entdeckte er 347 Blätter dieser außergewöhnlichen Handschrift.

Der großformatige Codex Sinaiticus enthält große Teile des Alten Testaments in der griechischen Übersetzung der Septuaginta sowie das vollständige Neue Testament – die älteste vollständig erhaltene Handschrift des Neuen Testaments überhaupt!

Für die Herstellung des Pergaments dieser Bibel benötigte man die Häute von etwa 350 Ziegen. Experten vermuten, dass der Codex zu den Bibeln gehört, die Kaiser Konstantin der Große zu Beginn des 4. Jahrhunderts in Auftrag gab. Diese Initiative folgte auf die schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian, bei denen unzählige Bibelhandschriften vernichtet wurden.

Lobegott Friedrich Konstantin von Tischendorf verstarb am 7. Dezember 1874 in Leipzig im Alter von 59 Jahren. Er hinterließ seine Frau und acht Kinder im Alter von 7 bis 27 Jahren.

Als 1968 die Universitätskirche Leipzig gesprengt wurde, fielen auch die Gräber der Zerstörung zum Opfer. Dem Engagement von Gerd Günther und zweier seiner Freunde ist es zu verdanken, dass Tischendorfs Grabstein vor der Vernichtung gerettet wurde. Sie brachten ihn nach Lengenfeld, wo er heute an der Sprechhalle des Lengenfelder Friedhofs steht.

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